Warten auf den Harten

Ich bin nicht gut in Enthaltsamkeit. Sex gehört für mich zum Leben wie essen, trinken oder schlafen. Wenn ich länger als 2 Wochen keinen hatte, werde ich richtig unausstehlich. Meine Freunde wissen dann schon was los ist und sagen: „Oh Mann, Sophia, hast du schon wieder keinen Sex gehabt?“ Aber was soll ich machen?

Als Single gibt es halt manchmal Durststrecken wenn du gerade keine/n regelmäßigen Liebhaber hast. Dann passiert einfach nichts. Gar nichts. Es ist ein ungeschriebenes Naturgesetz, dass noch viel weniger passiert, wenn ich es so richtig nötig habe. Als würde auf meiner Stirn stehen: „Diese Frau hat seit über zwei Wochen keinen Sex gehabt, komm bloß nicht auf die Idee sie anzusprechen!“

Zwar hat schon Woody Allen gesagt: “Selbstbefriedigung ist Sex mit jemanden, den man wirklich gerne hat.“ Aber auf die Dauer ist das kein Ersatz für den Akt an sich. Der Vibrator ist eine tolle Erfindung, doch wenn noch ein Mann dranhängt, ist mir das schon wesentlich lieber! Mein Plastikfreund heißt Lovebird, ist lila und mit einem kleinen Kolibri bestückt, der sein Schnäbelchen sehr geschickt bewegen kann. Trotzdem ist der nur so für zwischendurch, wenn ich nicht einschlafen kann, verkatert bin oder schlechte Laune habe. Da wirkt Selbstbefriedung nämlich Wunder, aber das ist eher Gesundheitsvorsorge als Sex. Das hört sich gar so an, als würde ich Männer nur als Gegenstände betrachten, die meiner Befriedigung dienlich sein sollen. Vollkommen verkehrt, das Gegenteil ist der Fall. Die weibliche Sexualität ist ja bekanntlich komplexer als jedes Thom-Yorke-Soloalbum und deshalb brauch ich Rundum-Stimulation mit Anfassen, Küssen und Schmecken, um so richtig befriedigt ins Kissen zu sinken.

Natürlich bin ich bei Männern wählerisch. Er muss gut aussehen, darf keinen Bierbauch haben, sollte gute Manieren, Humor und einen frechen Blick mitbringen. Davon gibt’s genug, meinst du? Manchmal sind die aber alle plötzlich in festen Beziehungen, schwul, verreist oder asexuell. Zumindest für 2 bis 3 Wochen. Meine längste Enthaltsamkeitsphase seit dem Verlust meiner Jungfräulichkeit währte 5 Wochen. So lange durchhalten konnte ich nur, da ich mich alleine auf einer Asienreise befand und in der Heimat frisch verliebt war. Sonst wäre ich sicher aus purer Verzweiflung auf irgendwen drauf gesprungen. Ich habe Freunde, die teilweise jahrelang ohne Sex auskommen, ist mir absolut schleierhaft wie das gehen soll. Bin ich deshalb sexsüchtig?

Schon oft habe ich versucht, mein Verhalten zu sezieren. Ist es wirklich das rein körperliche Verlangen oder kompensiere ich damit meine Sehnsucht nach einer romantischen Zweierbeziehung? Geht es nur darum, das Ego zu streicheln und um den Anspruch darauf, immer alles sofort zu bekommen, was ich möchte? So wie das Kind im Süßigkeitenladen, das so lange plärrt bis die Mutter ihm entnervt eine Packung Gummibärchen kauft? Hat ja früher auch immer funktioniert. Soll ich mich in den Club stellen und brüllen, bis ein toller Mann kommt und mir meinen Quengelmund mit seinen Lippen verschliesst? Ich glaube nicht, dass das funktioniert. Nichts liegt uns Frauen ferner, als verzweifelt rüberzukommen, subtil wollen wir sein, am Besten noch ein bisschen schwer zu haben. Gar nicht so leicht, wenn es im Höschen juckt. Vielleicht versuche ich es mal mit Eiswürfeln…