Supernackt #25

moralisch Supernackt #25

Wir lieben die Krise. Krise hat immer etwas von Neuanfang. In Not geratene Armutschgal verschleudern panisch ihr Hab und Gut, alte Macht- und Eigentümerstrukturen werden aufgebrochen und Pfründe gänzlich neu verteilt. „Wenn Blut auf den Straßen fließt, kauft so viel ihr könnt“, wusste schon der gute alte Menschenfreund, Baron de Rothschild.

Wir lieben die Krise. Krise hat immer etwas von Neuanfang. In Not geratene Armutschgal verschleudern panisch ihr Hab und Gut, alte Macht- und Eigentümerstrukturen werden aufgebrochen und Pfründe gänzlich neu verteilt. „Wenn Blut auf den Straßen fließt, kauft so viel ihr könnt“, wusste schon der gute alte Menschenfreund, Baron de Rothschild.

Eine frische Brise Krise weht uns sanft die Föhnfrisur aus dem Gesicht und lässt unser suchendes Kapital auf neue Investitionsmöglichkeiten stoßen. Denn wer nicht immer zu spät dran sein will, der investiert lieber zu früh – das nötige finanzielle Durchhaltevermögen vorausgesetzt. Und wenn alle hysterisch Krise kreischen, dann haut die Spendenzettel weg und konzentriert euch auf die Börsen-Benchmarks. Das Geld liegt förmlich auf der blutverschmierten Straße.

Die Krise als Chance

Wer gewinnt durch die Krise? Immer die Stärkeren. Die Reicheren. Wir. Wo Menschen viel verlieren, kann viel für wenig gewonnen werden. Genau der richtige Einsatzort für unser globalisiertes Geld. Es versteckt sich in fernen Steueroasen, um dann dort auf der Welt zuzuschlagen, wo Not, Verwüstung, Angst und Elend billig etwas zurücklassen haben.

No risk, just fun

Selbst unser finanzielles Risiko hält sich in Grenzen. Durch nette Zusatz-Gimmicks wie die laufenden Bankenrettungen bleiben die Gewinne bei uns, die Verluste werden von allen getragen. Ganz ehrlich: Wir sind oft selbst überrascht, mit welch stoischer Ruhe ihr unsere Scheiße fresst. Hätten nie gedacht, dass das durchgeht: Zuerst verzocken wir im Geldrausch Milliarden, dann beginnt unser heiliges Finanzsystem höllisch zu wackeln und die versklavten Systemaffen – also ihr – müsst unsere Goldbarren wieder aus dem Dreck ziehen. Aber solange das bei euch reingeht, warum sollten wir damit aufhören? Wir warten eigentlich nur darauf, dass es euch reicht und ihr uns zur Moltov-Cocktail-Party bei uns vorbeikommen wollt. Bis dahin betonieren wir uns aber in unseren Villen ein, lachen darüber und intensivieren die Überwachung eurer Überwacher.

Es reicht uns!

Aber da geht noch mehr. Gut, es reicht an Essen, an Trinken, an Wohnfläche, an Sexualpartnern, aber es reicht nicht an Geld. Geld ist das einzige, von dem wir nicht genug haben können. Weil wir so gierig sind? Auch. Gieren ist menschlich. Aber weil wir damit einfach alles kaufen können. Diamanten verzierte Kackschaufeln für das vergoldete Katzenklo der überzüchteten Albino Perserin, Auspeitschungen durch eine heroinabhängige Orangutan-Domina, reitend auf einem Elefantenbullen, der sich selber einen rüsselt, oder schlicht Land, Menschen, Identität. Geld hat Charakter. Geld macht Charakter. Geld, Macht, Charakter. Und kann man jemals genug Charakter haben? Gerade in Krisenzeiten nicht.