Mo, 6. Aug 2012

Delfinarium im Haifischbecken

Frittenbude im Interview

Die bayerischen Electropunker Johannes Rögner, Martin Steer und Jakob Häglsperger sind 2012 mit ihrer Frittenbude nach Berlin gezogen und haben ihr bisher mächtigstes Studioalbum überhaupt veröffentlicht. „Delfinarium“ strotzt nur so vor absolutem Wahnsinn, verrücktem Wortwitz und starken Weichheiten – auch live am diesjährigen FM4 Frequency Festival powered by VOLUME. Sänger Johannes Rögner alias Strizzi Streuner über geliebtes Chaos, fickende Hölle und Koks im deutschen Bundestag.

Sechs Bandjahre, drei Alben im Zweijahrestakt und unzählige Raves auf diesem Planeten – wie bleibt die Frittenbude frisch und entspannt? Yoga, Wellness, grüne Brille…?

Wir schlafen viel, gerne auch mal 24 Stunden. Ansonsten lesen, Brille putzen und durch die Stadt tigern. Neuerdings auch wieder Radfahren, Skaten immer.

‚Nachtigall‘, ‚Katzengold‘ und ‚Delfinarium‘ sind vollgepackt mit Unkenrufen, Murmeltieren, Affentänzen, Amseln und Pandabären. Woher kommt dieser unerschöpfliche Wortschatz aus Tiermetaphern, die sich durch euer gesamtes Bandleben ziehen?

Keine Ahnung, ist einfach so. Zoobesuche, Nachmittage im Zirkus und die vielen Waldspaziergänge in der Kindheit werden wohl auch ihren Teil dazu beigetragen haben.

‚Delfinarium‘ ist das dritte Album in Folge aus der Terrorzelle bzw. auf dem Plattenlabel Audiolith: Knebelvertrag oder gelebte Anarchie?

Geliebtes Chaos und fickende Hölle.

Für Langspieler Nummer drei habt ihr euch in das eigene Berliner Heimstudio namens ‚Orangutang‘ eingesperrt. Heilige Dreifaltigkeit oder doch eher alle so wie vom Affen gebissen?

Uns ist nichts heilig! Dem Affen kann keiner Zucker geben, nicht einmal Ornella Muti.

Gibt es Uruguay eigentlich noch?

Das Mehl mit Salz und Backpulver vermischen, dann die weiche Butter mit Eiern, Zucker und Vanillezucker schaumig rühren. Nun abwechselnd Mehl und Milch in die Buttermasse einrühren. Der Teig muss dickflüssig vom Löffel fallen, die Milchmenge richtet sich nach der Größe der Eier. Zum Schluss einige Tropfen Zitronensaft zugeben und die Waffeln ausbacken.

Apropos ‚Ein bisschen Spaß in den Bundestag schmuggeln‘: Die Piraten entern das politische Boot – Support oder schnell wieder über Board?

Das ist keine Hommage an die Piraten. Oh Gott! Da geht es um die Kokainspuren auf den Toiletten der Bundestagsabgeordneten, die ja angeblich vom anscheinend überaus gut verdienenden Putzpersonal kommen sollen. Piraten = Pure Hate.

Die Frittenbude schwimmt auf der Erfolgswelle in Richtung überfüllten Sandstrand. Wie funktioniert eigentlich ein ‚Delfinarium‘ im Haifischbecken ‚Musikindustrie‘?

Bisher doch erstaunlich gut. Wobei es immer haarscharf und oberlabil an dem nach  Selbstjustiz heischenden Größenwahn vorbeischrammt. Wir geben uns ja auch nicht alles, was man sich da geben kann. Außerdem haben wir gute Freunde, die uns notfalls auch mal eine aufs Maul hauen würden.

Wie werden die nächsten Millionen aus euren Plattenverkäufen investiert – Aktien, Katzengold,…?

Meistens ist am Monatsende das Konto leer wie eh und je. Wir verdienen jetzt nämlich auch nicht mehr Geld als damals, in den fernen Tagen, als wir noch täglich zur Arbeit erschienen sind. Arbeit macht jetzt Spaß, das ist der Luxus.

Wann darf’s bei euch auch mal ganz klassisch rote Rosen statt Acid regnen?

Immer, und bei Konzerten von Saalschutz im Allgäu.

Romantischer Abend mit einem Mädchen: ‚Flipper‘ oder ‚Der weiße Hai?‘

Ich bin leider nicht romantisch, eher pragmatisch. Daher würde ich sagen: ‚Free Willy‘.

Ein Klassiker aus der Frittenbude: ‚Mindestens in 1000 Jahren‘ – wie bleibt euer Sound zeitlos und überlebensfähig für die nächsten zehn Jahrhunderte?

Er ist ja erst in 1000 Jahren Kunst, jetzt ist er alles andere als das. In einer Zeit, in der Freiwild als Künstler bezeichnet werden, möchte ich keiner sein.

Wikipedia behauptet: ‚Einige Kritiker von Frittenbude bemängeln die große Ähnlichkeit zu Bands wie Mediengruppe Telekommander oder Deichkind.‘ Wie bitte?

Wikipedia my Ass. Kritiker my Ass. Get a Life!

Gibt’s in der Frittenbude auch Käsekrainer? Zumindest, wenn ihr dieses Jahr am Frequency Festival spielt vielleicht?

Käsekrainer ist die beste Wurst. Mit Ketchup-Senf-Soße und Baguette, mehr braucht man nicht, um glücklich zu sein. Vielleicht zwei Käsekrainer mit Ketchup-Senf-Soße und Baguette plus Spezi von Paulaner.

Wohin fliegt die Amsel?

Direkt ins Verderben.

Wann fährt die nächste Zeitmaschine aus Müll?

Immer vorne an der nächsten Straßenecke. Direkt bei dem gelben Elefanten ein Ticket lösen, über die Rolltreppe ins nichts hinüber zur Startrampe und dann einfach warten.

Warten ist doof! Wie geht es mit der Frittenbude nach der Sommerfestivalsaison weiter?

Dann lösen wir uns auf.

Na dann freuen wir uns darauf, mit der Frittenbude am FM4 Frequency Festival noch einmal feiern zu dürfen…