City Check Amsterdam

„Nicht schon wi-i-i-eder eine Kiffstory aus Amsterdam“, denkst Du. Zugegeben wollten wir, vor unserem Besuch im Februar, fast so eine Geschichte schreiben. Denkste.
Amsterdam hält nicht was es verspricht. Wir wollten ein Komplott aus Drogen, Sex und Drama, trafen aber freundliche Menschen, die samstags lieber mit Fahrrad spazierenfahren, als sich das 374ste „Jointje“ ins Gesicht zu puffen. Wir wollten Großstadt, konnten aber die ganze Stadt zu Fuß abklappern. Neben weiteren siebzehn Widerlegungen der Vorurteile, die wir über Amsterdam pflegten, hat es uns gereicht. Wir wollten klar wissen: was hat es mit dieser Stadt auf sich? Was versteckt sich hinter den Touristenkulissen? Rede und Antwort standen uns diese Amsterdamer – alle „echt“ und alle unterschiedlich wie die Stadtfacetten selbst.

 

Katrien, 29, Online Marketing:

Was liebst Du am Leben in Amsterdam?

Die Stadt ist so klein und unglaublich schön! Das Schönste ist ganz früh am Vormittag durch die Altstadt und die Kanäle zu spazieren, einen Kaffee in einem der typischen Amsterdamer Cafés zu trinken und mit den Einheimischen zu plaudern. Alle hier sind sehr redselig. 

Was sollte man vermeiden?

Also, offensichtlich den Red Light District, den Nieuwendijk Straße und die Kalverstraat (die Einkaufstraße), den Dam Platz – im Grunde, die ganzen Touristengegenden, in denen man nur grässliche Restaurants findet. Diese haben meistens Bilder vom Essen in der Auslage, die Touristen anziehen sollen.

Was gefällt Dir nicht am Leben hier?

Im Verkehr sind Leute schnell irritiert. Und der ganze Drogentourismus ist einfach nur lästig.

Deine geheime Shopping-Ecke?

„De negen Straatjes“ (die „Neun Straßen“) und Raak in der Leidsestraat oder im De Pijp. Im Raak gibt es tolle Kleider, die ganz günstig sind. Am Albert Cuyp Markt haben sie tolles Essen aus der ganzen Welt – voll allem Fish ist dort lecker!

Fahrrad oder Straßenbahn?

Natürlich Fahrrad! Amsterdam ist zu klein, um ewig auf die Öffis zu warten, die NIE pünktlich sind und auch nicht überall hinfahren. Es ist viel einfacher, sich am Fahrrad fortzubewegen. Dabei kann man die tolle Aussicht auf die Kanäle genießen, wenn man zum Beispiel Richtung Joordan fährt. 

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John, 39, Rocker:

Wo lebt Rock in Amsterdam im Jahr 2009?

Ich glaube, es gibt kein Rock’n’Roll mehr in Amsterdam. Es ist vor langer Zeit ausgewandert, in Richtung Süden nämlich. Eindhoven hat eine tolle Rockszene, die so was wie das holländische Detroit ist. Viel Stoner-Rock, Prog-Rock und einfach „dirty rock’n’roll music“.

Was sollte man in Amsterdam nicht tun?

Harte Drogen auf der Straße zu kaufen.  Nach 3 in der Früh im Red Light District herumzulaufen. In die recht gefährliche Bijlmermeer-Gegend zu spazieren – aber die ist am Rande der Stadt, das macht ja keiner wirklich…

Wo schmeckt das Bier am besten?

In der Nähe von Spui und hinter dem Dam-Platz gibt es tolle Pubs mit belgischem Bier. Die Auswahl an Bier ist dort groß. Holland hat ja nicht so viel eigenes Bier, das gut schmeckt.

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Alberto, 30, Spanier in Amsterdam:

Was magst Du an Amsterdam? 

Kein Kommentar.

Was gefällt Dir hier nicht so?

Taxis !! Die Fahrer sind unfreundlich und unprofessionell, und der ganze Spaß ist total überteuert.

Womit hätte ein Neuankommling in Amsterdam Schwierigkeiten?

Bitte passt auf, wenn ihr über die Straße geht. Jedes Jahr werden mehrere Touristen von Straßenbahnen überfahren. Wichtig ist auch, nicht auf der Fahrradspur zu stehen oder zu gehen. Die Radfahrer werden böse und werden Dich anschreien (ich übrigens auch).

Was hat sich hier in den letzten Jahren verändert?

Das Nichstrauchergesetz hat für viel Furore gesorgt. Die Leute konnten damit nicht umgehen, also haben sie einfach weitergeraucht. Aber langsam wurde es dann mit dem Nichtrauchen, bzw. mit dem „auf-der-Straße-rauchen“. Mir gefällt das Letztere besonders, da dadurch die Straßen lebendiger geworden sind. Wie in Spanien. 

Heißer Tipp für die Jahreszeiten…

…Frühling: überall mit dem Fahrrad fahren. Nach dem Winter muss man dies zelebrieren!
…Sommer: auf den Strand fahren.
…Herbst: eine schlimme Jahreszeit in Amsterdam. Am besten die Stadt verlassen!
…Winter: in gemütlichen Restaurant essen gehen und lange Tischgespräche danach führen.
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Nina, 39, StudentInenberaterin:

Was magst Du an Amsterdam?

Das Spannendste an der Stadt, finde ich all die verrückten und unterschiedlichen Menschen, die hier, auf diesem kleinen Platz versammelt sind und miteinander leben.

Wem sollte man hier lieber nicht über den Weg laufen?

Definitiv betrunkenen Studentenverbindungs-Typen. Und den zugedröhnten (meistens britischen) Touristen.  

Wo kann man am schönsten Geld ausgeben?

Im Stadtteil Jordaan und in den berühmten „9 Straatjes“. Dort gibt es viele kleine Boutiquen, in denen man originelle Sachen abseits des Massenshopping-Wahnsinns der Kalverstraat findet.

Das Gute am Red Light District?

Am Nieuwmarkt Platz im Red Light ist das hiesige chinesische Viertel. Rund um den Platz und besonders in der Zeedijk-Straße gibt es viele tolle asiatische Restaurants.

Lieblingsaktivität im Frühling / Sommer?

Unabhängig von der Jahreszeit ist ein Spaziergang (oder eine Spazierfahrt) durch die Stadt immer berieselnd. Dabei kann man Leute anschauen, oder in deren Wohnungen hineinblicken. Vorhänge sind hier ja unbeliebt. Und wenn das Wetter wirklich schön ist, dann setzt man sich irgendwo am Kanal und trinkt Bier mit Zitrone. 

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Sebastian, 27, Plattenverkäufer:

Das Beste an Amsterdam:

Die Freiheiten – oder besser gesagt die „angeblichen“ Freiheiten, wie der Kauf der leichten Drogen. Aber es ist nicht alles so wie es auf den ersten Blick erscheint. Ich lebe hier schon mein ganzes Leben und vieles hat sich verändert.

Wo findet man ein ruhiges Plätzchen?

Sowas gibt es hier nicht. Die Stadt ist immer überfüllt von Menschen.

An einem warmen Sommerabend gehst Du?

Im Westerpark abhängen und grillen. Das ist der einzige Park wo Grillen im Freien erlaubt ist.

Gute Elektroabende:

Im Club Melkweg sind am Wochenende tolle Parties!