Körperhaare

Nun da Alex und ich, die Cheech und Chong unter den Kolumnisten mit schlüpfrigen Alltagsthemen, uns entschieden haben, über Körperbehaarung nachzudenken und das Ganze zu Papier zu bringen, muss ich erstmal meinen persönlichen Standpunkt fixieren.Wie sieht mein Verhältnis zu Körperhaaren aus? Habe ich überhaupt eins?

Text: Sophia Hoffmann und Alexander Moser

 

Eigentlich sind mir Körperhaare bei Sexualpartnern (somit größtenteils Männer) relativ blunzn. Wenn der Mann nicht einen kompletten Fellpulli trägt (Rückenhaare!!), sondern über ein natürliches Fellchen verfügt, ist nichts dagegen einzuwenden. Genauso zeige ich Verständnis, wenn Mann sich schert, stellenweise, 

weil’s ihm einfach selbst angenehmer ist. Nur so von oben bis unten haarfrei, das fände ich etwas befremdlich, aber trimmen lass ich noch durchgehen. Haarzwischenlängen sind dann okay, wenn sie bei Körperkontakt nicht kratzen und scheuern wie ein Weizenkleiepeeling, also entweder konsequent und regelmäßig nachrasieren, wachsen, epilieren etc. oder so lang lassen, dass es nicht kratzt. Da bin ich empfindlich, ich hab’ auch schon Männer, die ich kaum ein paar Stunden kannte, gezwungen, Körperhaar an diversen Stellen zu beseitigen. Wenn ich dabei geholfen habe, fanden sie es meist gar nicht mal so schlimm. Schamhaarrasur macht ja in gewissem Maß auch Sinn, da wir alle nicht so gerne Gekräuseltes zwischen den Zähnen hängen haben. Allerdings finde ich Komplettrasur bei Frauen eher gruselig, das mutet mir einfach zu pädophil an, und das das althergebrachte Argument bei Männen: ‚Er schaut aber viel größer aus, wenn ich alles wegmach’!‘ kann einem ja wirklich nur ein müdes Lächeln entlocken, oder? (Er wird nun mal nicht größer!)

Das ist mal so mein persönlicher Standpunkt, aber was eigentlich viel interessanter ist: Körperhaare und deren Entfernung sind ein Riesenthema in meinem Freundinnenkreis, und deshalb möchte ich lieber auf persönliche Erfahrungen und Erfahrungsaustausch eingehen.

 

Wenn ich mit meinen besten Freundinnen beim Abendessen sitze, wird regelmäßig die schon längst anstehende Achselhaarlaserentfernungsreise nach Ungarn andiskutiert, sie ist aber bis jetzt immer an der Terminvereinbarung gescheitert.

Neulich haben wir uns das erste Mal über unsere Brustwarzenbehaarung unterhalten. Bei fast jeder Frau sprießen zusätzlich zu den hellen, kaum sichtbaren Härchen rund um den Warzenhof ein paar fiese dicke dunkle Exemplare, und natürlich machen die meisten Mädels diese weg. Ja, Männer, falls ihr das noch nicht wusstet, ab nun müsst ihr mit der Information leben! Da wird rasiert und mit der Pinzette oder dem bloßen Finger gezupft, was das Zeug hält. Und wenn jetzt einige Gören um die zwanzig aufschreien: ‚So ein Blödsinn, ich hab sowas nicht!‘, dann kann ich nur sagen: ‚Wart nur noch ein paar Jahre, aufgrund der zunehmenden hormonellen Veränderungen in deinem Körper werden auch bei dir noch  Borsten sprießen, wo du sie niemals erwartet hattest!‘ Als ich zwanzig war, hatte ich ein einziges dunkles Haar oberhalb der Schambehaarung, ein Unikat, ein Glücksbringerhaar, jetzt befände sich dort eine respektable ‚Autobahn‘, würde ich sie nicht entfernen.

Übrigens: Schon mal Brazilian Waxing ausprobiert? Also wenn Frau (oder Mann) so richtig Lust auf schmerzhafte, entwürdigende Körperenthaarung hat – das kann ich nur empfehlen. Wenn dich die Vorstellung, Heißwachs auf die empfindlichsten Stellen geschmiert zu bekommen (was sich ja noch ganz okay anfühlt, wäre da nicht der Gedanke, dass das auch wieder runter muss, sobald es kalt und hart geworden ist) noch nicht vollends abschreckt, so ist es doch ziemlich degradierend, sich entweder auf alle Viere zu knien oder liegend selbst die Pobacken auseinanderspreizen zu müssen um eine vollständige Entwachsung der Rosette zu ermöglichen.

UND DAS ALLES NUR WEGEN EIN PAAR HAAREN??

 

Wir sollten uns in dem ganzen Schönheits- und Perfektionswahn, der uns von sämtlichen Unterhaltungsmedien permanent eingeimpft wird, schon auch mal überlegen, an welchen Stellen wir einfach nur aufgrund unseres persönlichen Wohlbefindens nackt sein wollen und an welchen nicht und dabei nie vergessen: Im Grunde sind wir halt auch nur Affen, und das wird sich so schnell eh nicht ändern!

 

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Nie werde ich meine Enttäuschung vergessen. Damals, als ich meinen jetzigen Exfreund, meine große Liebe, kennengelernt und ihm das erste Mal die Hose ausgezogen habe. Dieser Mann. Dieser muskulöse, maskuline Typ hatte nicht ein Haar auf seinen Beinen! Den ganzen Abend über, während wir flirteten und uns unsere Lebensgeschichte erzählten, hatte ich mir ausgemalt, wie behaart seine Beine wohl sein würden. Und dann: NICHTS. Nur ein paar feine, blonde Härchen, die jeder hat und die, oh Hoffnungslosigkeit, auch noch darauf schließen lassen, das hier nicht rasiert wird, sondern einfach nichts wächst! 

 

Nun, zu meinem Glück haben wir uns trotzdem verliebt, da macht man auch mal Abstriche. Aber Ihr seht schon, liebe Leser, ich mag behaarte Beine. Und nicht nur das. 

 

Körperbehaarung ist für mich ein unanfechtbares, männliches Geschlechtsmerkmal, ja sogar die Krönung auf einer muskulösen Männerbrust und wird am Bauch, nicht nur in Schwulenkreisen, auch gerne die “Straße zum Glück“ genannt!

 

Beinbehaarung zum Beispiel. Es gibt sie in allen Ausführungen. Von dicht bis eher licht, von glatt bis lockig. Man(n) weiß einfach nie, was Mann auf seinen Beinen trägt! Natürlich kann man anhand der Haare auf dem Kopf schon gewisse Rückschlüsse ziehen, aber, im Gegensatz zu meinem ‚Schwulenradar‘, funktioniert mein ‚behaarte-Beine-Radar‘ eher mäßig. Meistens hat genau der Typ, von dem ich denke, daß es aussieht, als hätte er eine schwarze Leggins unter seiner Hose an, alles abrasiert. Oder, noch schlimmer – getrimmt! Was für ein seltsamer Trend! Die Haare an den Beinen oder der Brust zu trimmen, sprich, sie mit einem Rasierer mit Aufsatz nicht abzurasieren sondern kürzer zu schneiden: Das ist mein absolutes No-Go! Ich hab Typen schon rausgeschmissen wegen des getrimmten Beinhaars. ‚Weil’s gepflegter aussieht‘, höre ich dann immer. Sind wir doch mal ehrlich, im Endeffekt sieht es doch nur so aus, als hätte man einfach ein, zwei Wochen aufs Rasieren vergessen, weil die Haare da sind, aber doch nicht. Seltsam.

 

Überhaupt stelle ich einen erschreckenden Trend zu glatten, enthaarten Beinen bei Männern fest! Sei es bei den ‚Krocha‘-Jungs oder bei diversen Fußballern auf Tiefkühlkostwerbeplakaten, überall blitzen mir diese seidig glänzenden Waden entgegen. Woher kommt das? Ist das auch etwas, das wir David Beckham verdanken? So wie die Metrosexualität und Irokesenhaarschnitte? Wie ich bei meinem letzten Besuch auf barefootmaleceleb.com gesehen habe, rasiert er sich seit neuestem seine Beine. Ihr habt richtig gelesen, es gibt ganze Internetseiten zum Thema behaarte Männerbeine, in diesem Fall über die männlichen Celebrities und ihre Füße. Und eben dort gibt es haufenweise Fotos von David Beckham mit und ohne Beinbehaarung. Unnötig zu erwähnen, welche Bilder ich mir öfter angschaut habe. Seit er sie sich rasiert, ist er bei mir unten durch.

 

Für mich gibt es nur zwei Stellen, die ich rasiere und bei einem Partner rasiert akzeptiere. Den Intimbereich und die Brust. Da mir als Blondine auf der Brust nur wenige Haare wachsen, gerade mal ‚Wimpern‘ um die Nippel rum, ist es meiner Meinung nach ästhetischer, sie gleich wegzurasieren. Die Achselhaare sind mir wiederum total wurscht. Obwohl ich mir diesen Sommer des Öfteren von meinem besten Freund anhören musste, wie grauslich er rasierte Achseln bei Männern findet. 

 

Wenn ich viel Sport mache und mein Bauch trainiert ist, rasiere ich sogar manchmal die ‚Straße zum Glück‘ weg. Die Bauchmuskeln, das klassische Sixpack, kommen so einfach besser zur Geltung und in meinen Kreisen ist das von Vorteil. Ganz wichtig auch der Intimbereich. Der Schwanz wirkt länger (er WIRKT länger), wenn der Schaft rasiert ist und in diesem Fall gilt, ein getrimmtes Dreieck sieht wirklich gepflegter aus als ein voller Busch.

 

Natürlich kann man diskutieren über Vorlieben und Abneigungen und früher dachte ich, dass ich ziemlich allein dastehe mit meiner Vorliebe für behaarte Männer. Bis mir dann ausgerechnet meine heterosexuelle Visagistenfreundin so nebenbei erzählt, dass sie einen ‚Sexual-Flash‘ hatte, wie sie es nannte: Und zwar mitten in der Arbeit. Beim Fotoshooting, am Set. Als ihr das männliche Model eine Flasche mit Wasser entgegenstreckte, rutschte der Hemdsärmel hoch, und sie konnte seine stark behaarten Unterarme sehen. Sie machte nur rrrrrrrrrrrrrrr…..

 

Körperbehaarung. Entweder man mag sie oder nicht. Entweder man hat sie oder nicht. Meine persönliche Lieblingszeit im Jahr ist der Sommer. Wenn all die schönen
Männer kurze Hosen anhaben und mir an jeder Ecke behaarte Waden begegnen. Dann, liebe Leser, kann ich mich überhaupt nicht mehr konzentrieren. Rrrrrrrrrrrrrrrrr……..