FURZ - Die Weltverbesserer #24

Korruptionsskandale, Postenschacher und durchschaubare Klientelpolitik für die Reichsten durch die Regierung begünstigen die Empfänglichkeit der Bevölkerung für neue Parteien. F.U.R.Z. (Für unsere reichhaltige Zukunft ) sieht seine Chance gekommen. Doch man ist sich in Sachen Strategie noch nicht ganz einig.

GOJKO, sichtlich abgekämpft, setzt sich an den Stammtisch, wo ALI einsam in sein halbvolles Krügerl starrt. „So, ich hab alle Dokumente beisammen. Jetzt sind wir eine eingetragene Partei. Der Wahlkampf startet – jetzt! Hier ist das Konzept“, tönt Gojko pathetisch und legt einen dicken Stapel Papier auf den Tisch.

„Na die anderen sind eh schon auf Wahlkampftour. Mich haben’s nicht mitgenommen. Ich soll mir überlegen, welche Zielgruppen wir angehen sollen. Nur, ich weiß einfach nicht, was die genau von mir wollen…“, meint ALI zerknirscht.

„Wie wäre es, wennst dich einfach online schlau machst? Im Netz steht jede Information, die du brauchst. Drum setzen wir uns dafür ein, dass das Netz frei bleibt. Gegen Netz-Zensur, gegen Kreativ-Zuhälterei, für Netzneutralität und für Breitband-Zugang. Für alle. Freier Zugang zu Wissen und Bildung muss ein Menschenrecht sein,“ legt Chef-Ideologe GOJKO los.

„Na geh, Gojko. Des is ja urfad. Gehma doch einfach progressiv demonstrieren! Für alles, was du grad gesagt hast. Ich hol meine Ausrüstung für die dritte Halbzeit und du schaust einfach wo die politischen Gegner sind.“

GOJKO wird klar, dass Ali vom politischen Handwerk noch reichlich wenig versteht und versucht erst gar nicht ihm klarzumachen, wie wenig demokratisch seine Gedanken sind. Er überlegt kurz und verlässt daraufhin eilig das Lokal.

ALI nimmt die Chance wahr und bestellt sich noch ein Bier, kurz darauf poltern THOMAS und MARTIN herein und setzen sich zu ihm. „Des woar super! Wahlkampf ist de ärgste Hetz’! Erst hamma bei den Grünen riesige Marihuana-Pflanzen auf die Zentrale gesprayt, weil die chillen eh nur ab. Dann simma weiter zur ÖVP und haben selbstgemachtes Schmiergeld verteilt und die meisten Funktionäre haben sich bedankt und es gleich eingsackelt. Lustig war es bei den Sozis, dort haben wir Doppler mit „Gerechtigkeit“ und „Sprache des Volkes“ beschriftet und vor die Tür gestellt. Die sind jetzt amal länger beschäftigt…“

ALI ist begeistert. So hat er sich das vorgestellt. Doch irgendetwas fehlt ihm noch. Er grübelt nach, kommt aber nicht drauf und verfolgt Martins Ausführungen zur Art und Weise wie F.U.R.Z. politische Agitation anlegt.

Plötzlich stürzt GOJKO herein. Völlig außer Atem und mit gehetztem Blick versteckt er sich hinter der Bar, um von der Eingangstüre aus nicht sichtbar zu sein.
„Was is’n mit dir los Gojko?“, wundert sich Thomas.

„Das fragst du mich? Ich bin grad vorher am Bezirksbüro von den Freiheitlichen vorbeigegangen. Da war ein Haufen Menschen auf der Strasse und offensichtlich haben sich alle über irgendetwas aufgeregt. Also bin ich rüber, weil ich wissen wollte, was los ist und ob man vielleicht mitreden und ein paar potentielle Wähler erreichen kann. Da sind die plötzlich auf mich losgegangen. Solche Ausländerfeinde! Dabei bin ich hier geboren und kann besser Deutsch als deren
gesamtes Personal aus Niederösterreich…“

THOMAS, MARTIN und ALI schauen betreten in ihre Gläser, während sich ihr Freund mit Migrationshintergrund langsam wieder beruhigt. „Gojko, das werden wir ändern. In Zukunft wird’s so was nimma geben. Deswegen bist du unser Obmann. Wir setzen nicht nur Zeichen, wir stellen Weichen…“, startet Martin seine Stammtischrede in Richtung seines Parteichefs.

„Na zum Glück hat er nicht gesehen, warum ihn der blaue Mob verfolgt hat. Wir haben die gesamten F-Plakate überklebt. Mit Gojkos G’sicht und einem passenden Spruch: Lieber dieser Jugo als Grassers & Betrugo. Die heimliche Häfnpartei.“