Do, 5. Jan 2012

Nada Surf im Interview: Gut Ding braucht Weile

Sänger Matthew Caws über das neue Album ‚The Stars Are Indifferent To Astronomy‘, Kochen in New York City und den anstehenden Wienbesuch zum FM4 Geburtstagsfest.

Ihr habt das Album ‚Stars Are Indifferent To Astronomy‘ schon vor einiger Zeit fertiggestellt – warum müssen eure Fans bis Mitte Jänner darauf warten?

Wir wollten uns einfach nicht stressen. Ein früherer Release wäre mit wesentlich mehr Aufwand bzw. Zeitdruck verbunden gewesen: Cover- bzw. Bookletgestaltung, Videodrehs und so weiter. Wir haben musikalisch sehr hart an diesem Album gearbeitet und sind total glücklich mit dem Endergebnis. In zehn Jahren kümmert es niemanden mehr, ob ‚Stars Are Indifferent To Astronomy‘ im September 2011 oder im Jänner 2012 rausgekommen ist. In zehn Jahren wird es uns viel mehr bedeuten, dass wir die freie Zeit mit der Familie verbracht haben. Ich denke, dass durch diese Entspanntheit viele Grundsatzentscheidungen besser getroffen worden sind.

Was habt ihr dann von September bis jetzt so getrieben?

Einige kleine Shows gespielt und ein wenig Promo in Deutschland und Frankreich gemacht – auch in Spanien und Österreich. Ich persönlich habe den Rest der ‚Freizeit‘ dazu genutzt, mich mit meinem Sohn zu beschäftigen.

Nada Surf haben dieses Jahr zusätzlich einen Grund zum Feiern, denn bald gibt es euch stolze 20 Jahre. Was hat sich verändert seit eurer Bandgründung?

Stimmt prinzipiell, aber wir haben unser zwanzigjähriges Bandjubiläum offiziell erst 2014, weil unsere erste Single im Jahr 1994 erschienen ist. Ich weiß noch nicht genau, wie wir das feiern werden. Aber uns fällt bestimmt noch etwas ein. Was sich in all den Jahren wirklich verändert hat, ist mein Bewusstsein, von Beruf ‚Musiker‘ zu sein. Früher, als ich meinen Pass hergezeigt habe, war es  immer leicht seltsam für mich, dass unter Beruf ‚Musiker‘ stand. Aber nach 20 Jahren habe ich mich mittlerweile daran gewöhnt (lacht).

Wenn du die letzten 20 Jahre Revue passieren lässt – was waren die Highlights der bisherigen Bandgeschichte von Nada Surf?

Natürlich gab es einige tolle Momente in unserer Karriere – einer davon war, als das dritte Album ‚Let Go‘ in den USA und in England herausgekommen ist und sofort eingeschlagen hat. Da dachte ich wirklich: „Wow, jetzt sind wir dort, wo wir immer hinwollten.‘ Irgendwie hat es sich aber nicht so angefühlt, als wären wir schon angekommen – sondern eher, als hätten wir noch nicht mal richtig begonnen. Dieses Gefühl hat uns als Musiker darin bestärkt, weiter und mit voller Hingabe das zu tun, was uns gefällt. Nada Surf ist also auf keine Fall am Ende. Was außerdem immer eine große Freude ist, weil endlich Zeit zum Durchatmen ist: Das ‚Mastering‘, also das finale Abmischen des Albums – wenn alles fertig ist und nur noch der letzte Feinschlief fehlt.

Warum habt ihr euch New York City ausgesucht, um euer neues Album einzuspielen?

Früher haben wir uns gedacht, wir müssen weg aus unserer Heimatstadt, um nicht gestört zu werden. Schwachsinn! Wenn wir zum Beispiel in Seattle oder L.A. gewesen wären, dann hätten wir dort viele Leute und liebe Menschen gekannt, die uns wieder abgelenkt hätten. Ein weiterer wichtiger Grund war, dass wir ein Album wollten, das ‚live‘ klingt. Weil wir auf der Bühne beim Konzert einfach mit mehr Freiheit, Energie und Freunde spielen – im Studio sind wir oft zu vorsichtig geworden über die Jahre. Dieses Mal waren wir nur fünf Tage wirklich im Studio, dann ein ganzes Monat im Apartment von Daniel Lorca, um dort weiterzuarbeiten und zu feilen. Daniel liebt nichts mehr, als uns zu unterhalten – er hat sogar für uns gekocht und wir haben gemeinsam ausgiebig Party gemacht.

Was war das beste Gericht, das euch Chefkoch Lorca in dieser Zeit serviert hat?

Das Couscous von Daniel Lorca sucht seinesgleichen.

Welche Rolle hat Songschreiber und Gitarrist Doug Gillard bei den Albumaufnahmen gespielt?

Ich bin einfach zu einer seiner Shows gegangen, nach dem Konzert haben wir uns dann kurz unterhalten. Doug war ziemlich betrunken, kam rüber und sagte: ‚Ich würde verdammt gerne mal bei einem eurer Alben mitmachen.‘ Das ist genau das, was du von jemanden hören willst, dessen Musik du gerne magst. Es hat einfach perfekt gepasst, denn er spielt einen ähnlichen Sound wie Nada Surf. Vielleicht ein wenig anspruchsvoller, aber auf eine harmonische Art und Weise. Er hat sich nicht aufgespielt, war aber auch nicht schüchtern. Doug hat unser Album so bereichert, dass wir auf keinen Fall ohne ihn touren wollen. Er wird bei jeder Show dabei sein. Es ist ziemlich aufregend – aber nicht so, als hätte Nada Surf ein neues Mitglied. Daniel Lorca, Ira Elliot und mich gibt’s einfach schon ewig in dieser Dreierkonstellation – wir werden daran auch nichts ändern.

Die österreichischen Fans können sich auf jeden Fall beim FM4 Geburtstagsfest am 21. Jänner wieder über ein Konzert von euch freuen.

Richtig, wir haben da schon 2008 gespielt und ich erinnere mich, dass viel Kuchen durch die Luft geflogen ist. (lacht)

Habt ihr auch ein Geburtstagsgeschenk für FM4 mit im Gepäck?

Noch haben wir uns keines überlegt. Aber ich bin froh, dass es FM4 gibt – ein tolles Jugendradio.

Zumindest habt ihr euer neues Album mit dabei. Was dürfen wir uns von ‚The Stars Are Indifferent To Astronomy‘ erwarten?

Es ist ziemlich direkt – nur eine Ballade und vielleicht drei, vier ’schöne‘ Lieder. Der Rest ist sehr ’straight‘ und rockig, schnell und kurz. Es fühlt sich an wie eine 45minütige Rockshow. Der große Wandel auf diesem Album ist mit Sicherheit, dass ich dieses Mal nicht sehr viel über mich geschrieben habe. Ich habe aufgehört, mich selbst zu analysieren.

Das hat sich hörbar ausgezahlt – bis bald in Österreich mit neuem Nada Surf Sound