Entbehrliches Wissen #15

Diesmal zum Thema Zimmerstaub, inklusive Inhaltsanalyse, selbstreinigenden Häusern, liebevollen Ortsbezeichnungen, Schorf essen und dem Lichtschutzfaktor von Nutella.

 
Ob unsere fragwürdigen Haushaltstipps aus dem letzten Heft wirklich so entbehrlich sind, mag von kompromisslosen Sauberkeitsfanatikern in Zweifel gezogen werden. Der durchschnittliche Experte in diesen Dingen, der den Staub erst bemerkt, wenn er ihm in großen kugelförmigen Zusammenballungen im Wohnzimmer entgegenweht, weiß es jedoch besser. Wer allerdings glaubt, dass sogar sporadisches Putzen komplett überflüssig sei, sollte sich vor Augen halten, dass der scheinbar friedvolle Zimmerstaub nicht nur aus abgestorbenen Hautzellen, Haaren und sonstigem Dreck besteht, sondern auch aus Milben und deren Kot. Dieser ist es auch, der bei vielen Menschen Allergien auslöst. Frances Gabe erfand als Vorreiterin in Sachen häuslicher Gleichberechtigung ein Haus, das sich selbst reinigt. In diesem wundersamen Gebäude sind die Geschirrschränke gleichzeitig Spülen und jeder Raum ist mit einem kleinen Apparat ausgestattet, von dem aus eine Seifenlauge versprüht wird, die über die speziell angefertigten Böden abfließen kann. Übrigens ähnlich dem Konzept, nach dem Otto Wagner die Kirche in dem nach ihm benannten Spital im vierzehnten Bezirk in Wien konstruiert hat. Die Kirche steht am höchsten Punkt des Areals und ist mit einer goldenen Kuppel versehen, weshalb der Hügel auch „Lemoniberg“ genannt wird, weil die Kuppel an eine halbe Zitrone erinnert. Ähnliche leicht verfremdete Ortsbezeichnungen gibt es sehr viele und sie zeigen das liebevoll-ironisch-abwertende Verhältnis der Bewohner zu ihrer unmittelbaren Umgebung: „Monte Glatzo“ für den Kahlenberg und die „Lugner Cittá“ sind zwei Beispiele dafür. Naja, das Konzept der Architektin Frances Gabe hat sich auf jeden Fall leider nicht durchgesetzt. Ihr Prototyp, der 1950-1962 gebaut wurde, steht zwar noch in Newberg, im nordamerikanischen Oregon, verfällt jedoch zusehends ungenützt. Am Ende wird dann doch wieder alles zu Staub und Sternen.
 
Wer jedoch abgestorbene Hautzellen und ähnliches lieber wieder dem Organismus zuführt, anstatt dem Staubsauger, ist vielleicht an einem der zahlreichen Zwänge in diesem Gebiet erkrankt. Zum Beispiel leiden schätzungsweise 3% der Bevölkerung darunter, sich Wunden stetig neu aufzukratzen, um anschließend den Schorf zu essen. Die Dunkelziffer dürfte noch höher sein, denn das Befragungs-Problem dabei ist, dass so eine kuriose Eigenheit schwer im öffentlichen Leben vertretbar ist und keine Lobby hat. Tatsache ist, dass jeder Dritte regelmäßig seine eigenen Nasenrammeln isst. Man kann das jetzt natürlich so sehen, dass wir in einer glatten, oberflächlichen und übersäuberten Gesellschaft leben, in der jedes Körperhaar an der falschen Stelle Brechreize auslöst und Charlotte Roches Buch „Feuchtgebiete“ emanzipatorischen Anspruch erhebt. Aber Rotz- und Krusten-Fressen ist irgendwie ekelhaft, sein wir uns ehrlich. Oder sind wir gerade erst auf den Geschmack gekommen? Im US-Bundesstaat Montana veranstalten Liebhaber frittierter Stierhoden das jährliche „Testical Festival“. Während der fünftägigen Veranstaltung werden rund zwei Tonnen der namensgebenden Spezialität gekocht. In Sardinien gibt es einen Käse, der mithilfe von Maden hergestellt wird. Wer das nicht essen mag, kann es sich auch ins Gesicht schmieren: Nutella hat beispielsweise den Lichtschutzfaktor 9,7. Raus aus dem Staub und rein in die Sonne!
 

In aller Kürze:

 

  • Der Staat mit der geringsten Geburtenrate ist der Vatikan.

 

  • Regentropfen fallen durchschnittlich mit 22 Stundenkilometern vom Himmel.

 

  • Die meisten Tiere, die in Texas während der Kolonialzeit heimisch waren, sind inzwischen ausgestorben.

 

  • Kolibris können nicht zu Fuß gehen.

 

  • Elton John’s richtiger Name ist Reginald Kenneth Dwight.

 

  • Das erste Produkt mit einem Strichcode war Kaugummi der Firma Wrigley’s.

 

  • 16 % aller US-Amerikanerinnen werden blond geboren, 33 % sind derzeit blond. Von den TV-Sprecherinnen sind 64 % blond, von den Miss Americas 65 %.