Sa, 30. Okt 2010

New Hot Music Shit (15te Ausgabe)

Genug geniest, gehustet und gejammert: Wir sind musiktechnisch mitten in der heißesten Saison des Jahres. Während die einen Bands touren, feilen die anderen bereits an ihrem nächsten Weihnachtshit. Wir widmen uns jenen, die alle Unterstützung der Welt brauchen, um ihre Stromrechnungen mittels Musikschaffen zu bezahlen, und lassen es diesen Herbst mit den Sounds von ein Paar vertanzten Deutschen, chilligen Spaniern, frisierten Engländern und verliebten Amis krachen. Ach ja, eine wirklich talentierte Russin haben wir auch entdeckt. Da soll noch wer sagen, der Herbst mache depressiv!


 

Zola Jesus

Na ENDLICH!! Endlich kapiert jemand, dass Lady Gaga zwar fürchterlich nervt, ihr „Fashion Style“  aber medienwirksam, monetär äußerst lukrativ und – untermalt mit glaubwürdiger Musik – gar nicht so blöd rüberkommen müsste. Zola Jesus aka Nika Roza Danilova ist eine junge New Yorkerin mit russischen Wurzeln, die so talentiert ist, dass sie eigentlich den ganzen Mode-Schmafu gar nicht bräuchte. Seit sie 10 ist, komponiert sie tiefsinnige experimentelle Sounds und studiert Operngesang. Mit 16 nimmt sie ihre ersten Songs auf.  Irgendwann dazwischen entdeckt sie Joy Division, liest Nietzsche und Dostojevski und gründet mit 18 das Projekt Zola Jesus. Mittlerweile 21 trägt sie ihre Haare blond und lieber avantgardistische Goldkleider als schwarze Schlabberpullis. Das Potential, die coolste Künstlern auf Erden zu werden, hat sie. Patti Smith, Chrissie Hynde und Siouxsie können also beruhigt in Pension gehen.

 

Link: www.myspace.com/zolajesus

Für Fans von: The XX, The Knife

 


 

Egyptian Hip-Hop

Was braucht eine Musiktruppe heutzutage, um im Meer durchschnittlicher Indie-Bands aufzufallen: einen auffälligen Namen, superpeinliche Frisen (die in ein Paar Monaten extracool sind) und ein bisschen Musiktalent. Egyptian Hip-Hop have got it all! Blutjunge Buben aus Manchester scheißen sich nichts und tragen die Unterschriften ihrer Erziehungsberechtigen stolz in der Brusttasche rum, wenn sie die Clubbühnen der britischen Insel abklappern und dabei abrocken als gäbe es kein Morgen. Und so ganz nebenbei eröffnen sie in den Schulferien gerne auch eine der Glastonbury Festivalbühnen. Der Sound des Trios klingt ein bisschen nach allem was die Indie-Kids „richtig cool“ finden –  Artic Monkeys, Foals und The Horrors. Nun ja, cool muss sein – vor allem mit 17.  

 

Link: www.myspace.com/egyptianhiphop

Für Fans von: Artic Monkeys, Foals, The Horrors

 


 

Beach House

So schön kann das Leben sein: Weite Strände, der/die Liebste im Arm, Wind in den Haaren, abendliches In-die-Hände-Klatschen vorm Lagerfeuer während im Hintergrund das neue Album von BEACH HOUSE auf dem verstaubten Plattenteller läuft. Ruhe und Besinnung pur. So wollen Victoria und Alex – die  Köpfe von BEACH HOUSE  ihre Musik assoziiert sehen. Der Name ist also kaum willkürlich, er soll „einen Ort benennen, an dem unsere Musik existieren kann“, meinen die beiden. Und damit haben sie ins Schwarze getroffen. Mit einer Orgel, Keyboards, ein bisschen Schlagzeug und Gitarre, dafür viel Hall im Gesang, schaffen es Beach House Gemütszustände hervorzurufen, die am besten mit „wohlig“ zu bezeichnen sind. Wetten, dass sie auch dich süchtig machen werden?

 

Link: www.myspace.com/beachhousemusic

Für Fans von: Grizzly Bear, Fleet Foxes

 


 

Beat!Beat!Beat!

Ja, es ist gemein, Sie kommen aus Viersen am Niederrhein. Klingt nicht so rockig wie Manchester oder Leeds, aber das Gute ist: Man hört es ihnen nicht an. Die vier blutjungen deutschen Indie-Boys von Beat!Beat!Beat! (über Merk- und Googlebarkeit des Namens reden wir auch ein andermal) haben, wie sie selbst sagen, alle ihre musikalischen Vorbilder in- und auswendig studiert, inhaliert und aufgegessen. Nur so lässt es sich erklären, dass sie mit ihren knapp 20 Lenzen klingen wie eine perfekte Melange all dessen, was in England zwischen The Cure und den Klaxons rockend zu finden war. Vom NME als die deutsche Antwort auf die Foals geadelt, machen sie sich nun mit ihrem Debüt „Lightmares“ auf, Deutschland zu rocken und danach den Rest der Welt. Hab ich schon erwähnt, dass die vier Burschen auch optisch nicht zu verachten sind? Hingehen! Und wir reden nie wieder über den Bandnamen oder die Herkunft, versprochen.

 

Link: www.myspace.com/beatbeatbeatband

Für Fans von: Foals, Eight Legs, Klaxons

 


 

El Guincho

Barcelona. Rhythmus. Pop. Sonne im Herzen. Das klingt gut wenn der mitteleuropäische Winter bald wieder seinen Tribut fordert. Der spanische Multi-Instrumentalist Pablo Díaz-Reixa macht so fröhliche und relaxte Gute-Laune-Musik, dass der Sommer einem aus den Lautsprecherboxen schier entgegen kriecht. Viel Percussion, sexy Samples, hier und da eine kleine Bläsereinlage, eine Spur Samba, eine Prise Dub. Gesungen wird auf spanisch, jedoch spielen die Lyrics eher eine untergeordnete Rolle und dienen der Schaffung eines filigran-leichtfertigen, jedoch nie langweiligen Gesamtkunstwerkes. Produziert wurde das Album erstaunlicherweise in Berlin, doch es muss im Sommer gewesen sein. Um sich Geld für die Produktion zu verdienen, verdingte sich Herr Díaz-Reixa auf Gran Canaria als Surflehrer – das klingt fast zu schön nach Legendenbildung um wahr zu sein. Weiters sei noch das grandiose Artwork erwähnt, allein das Video zur Single „Bombay“ gleicht einem experimentellen 60er Jahre Kunstfilm in dem alle Frauen halb nackt sind und wunderschöne Brüste haben – Pistolen spielen auch eine tragende Rolle… Neugierig?

 

Link: www.myspace.com/elguincho

Für Fans von: Animal Collective, Architecture in Helsinki

 


 

Aeroplane

Und wenn wir schon bei abstrus-schönen Videos sind, dann wollen wir euch doch auch gleich das italienisch-belgische DJ-Produzenten-Duo Aeroplane vorstellen (siehe Video zu „Superstar“). Vito De Luca und Stephen Fasano haben über die klassische Hype-Schiene der Remix-Kultur ihren Aufstieg respektive Bekanntheitsgrad in den letzten drei Jahren massiv in die Höhe getrieben. Um nur einige Namen der vermischten Künstler zu nennen: Grace Jones, Robbie Williams, MGMT, Hercules & Love Affair, Au Revoir Simone. Nun wurde es Zeit für ein Album und just in diesen letzten Wochen vor der Veröffentlichung ist aus dem Pärchen ein Ein-Mann-Projekt geworden. Angeblich in aller Freundschaft verließ Herr Fasano Herrn De Luca, der jetzt single Aeroplane ist. Das tut aber der Schönheit von „We can’t fly“ keinen Abbruch und die 10 Songs, die den massiven Einfluss des 80er-Jahre-Disco-Sounds an keiner Stelle verbergen, bringen uns Glamour, Leichtigkeit und Sexyness, serviert auf einem Acryltablett mit Cocktailkirsche.

 

Link: www.myspace.com/aeroplanemusiclove

Für Fans von: Holy Ghost, Air, Giorgio Moroder, Pink Floyd