Entbehrliches Wissen #5

Wem gehören die Wiener Bims? Gibt es wirklich eine Steuer auf Luft? Wer sein Gehirn gerne mit sinnleeren Tatsachen füttert – Bitte weiterlesen
Text: Susanne Teutsch

  
Seit gefühlten siebzehn Monaten ist Barack Obama nun schon Posterboy der Postmoderne, Lieblingspräsident der Popkultur und unumschränkter Retter der westlichen Welt, inklusive Werner&Josef-Land: Österreich. Auch wenn er und die USA auf den ersten Blick gar nicht so viel mit uns zu tun haben – von ominösen facebook-Gruppen, wie „Öbama for Bundeskanzler“ mal abgesehen.

Viel spannender ist hingegen, dass die Wiener Linien eigentlich mit Stars und Stripes geschmückt um den Ring zuckeln könnten. Zumindest wenn es nach den Eigentumsverhältnissen geht. Denn die Stadt Wien hat seit 1998 sukzessive Straßenbahnen und U-Bahnzüge an amerikanische Investoren verkauft. Das viele Geld dafür liegt ängstlich und krisengefährdet auf den Konten großspuriger Finanztempel, die dem jetzigen Besitzer die Leasingraten zahlen, damit wir die Waggons noch benutzen dürfen. Aber bei unserem ausgeklügelten und transparenten Finanzsystem kein Problem, was wir jetzt erleben, ist nur ein zarter azyklischer Wirtschaftsrülpser. Schnell noch ein paar hundert Milliarden aus öffentlicher Hand nachschieben, dann (b)rennt das Werkel schon wieder. Sehr kostengünstig!

Wen wundert es da noch, dass es in Österreich eine „Luftsteuer“ gibt, die dann anfällt, wenn man Schilder oder ähnliches so montiert, dass sie eben in der – wo sonst – Luft hängen. Und da diese angeblich der Allgemeinheit gehört, aber von anderen verkauft und vermietet werden kann, gibt es besagte Steuer. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch § 78 der Straßenverkehrsordnung zum „Verhalten auf Gehsteigen und Gehwegen in Ortsgebieten“, der unter anderem angibt, wann sich wer wo und wie lange aufhalten darf, ohne von widerwilligen Mitmenschen wegen „unbegründeten Herumstehens“ angezeigt zu werden. Böse Zungen behaupten, er würde in erster Linie dazu dienen, Menschen, die sich nicht in die gesellschaftlich akzeptierte Norm pressen (lassen), wie Sandler oder Punks, aus dem öffentlichen Leben wegzurationalisieren. Wie alle Gesetzestexte lässt sich die allgemein gehaltene Formulierung sehr vielseitig deuten. So ist es außerdem verboten, Gegenstände, die scharf, spitz und gefährlich sind, so zu tragen, dass andere Straßenbenützer gefährdet werden können. Gemeint sind damit also nicht nur diejenigen Zeitgenossen, die sonntags gern ihre Fleischermesser und Turnierlanzen spazieren tragen, sondern auch Menschen, die sich aufgrund ihrer feindlich gesinnten Gebrechlichkeit auf Stöcke stützen oder so genannte „Regenschirmträger“, die sich mit bestialischen Hintergedanken gegen wetterbedingte Krisen schützen wollen.

Mit derart abwegigen Verwaltungsstrafen muss der gemeine Pöbel also das wankende Finanzsystem gesund spritzen. Die beiden von Wolfgang Amadeus Mozart komponierten Kanons “Leck mich im Arsch” und “Leck mir den Arsch fein recht schön sauber” waren vermutlich an die schon zu seinen Lebzeiten vorherrschende Willkür der Exekutive gerichtet. Ob sich die Gegend Arschlochwinkl im Dachsteingebiet oder die liebliche Gemeinde Fucking in Oberösterreich auch als Protestrufe verstehen?