Do, 23. Sep 2010

Fotos im Interview – Man spricht Deutsch

Thomas Hessler, Frontmann von der deutschen Band Fotos, über das neue Album “Porzellan”, feiern in Deutschland und konzertieren in Österreich.

wollte immer schon von euch wissen, was FOTOS so einzigartig macht? Eine sensationelle Selbsterklärung bitte:

 

Wir sind die einzige deutschsprachige Rockband die sich nicht hinter dem Identifikationspotenzial ihrer Texte versteckt, sondern den Mut aufbringt, auch auf die Gefahr hin Fans zu verlieren oder sich bei konservativen Kritikern unbeliebt zu machen bei jedem Album aufs neue, unserer Version von Pop ein radikales stilistisches Gewand anzuziehen. Aus Liebe zum Pop, ohne kommerzielle Hintergedanken, gegen den stumpfen, kommerziellen, kuschenden Einheitsbrei der deutsprachigen Poplandschaft.

Wo ist die Band FOTOS momentan daheim und in welchen Kneipen/Clubs kann Mann bzw. Frau mit euch ein Bier nehmen? Wo findet ihr den für euch den Puls der deutschen Musikzeit?

In Hamburg ändert sich wenig und das langsam. Der ‚Golden Pudel Club‘ in Hamburg ist immernoch die beste Addresse für einen wilden Abend.

Welche Band / welcher Künstler aus dem deutschen Sprachraum inspiriert euch und wo liegen die Quellen eurer Texte? Mehr im wahren Leben oder in der literarischen Poesie?

Es gibt wenig inspirierendes im deutschsprachigen Pop. Wir mögen 1000 Robota und Ja Panik!, Japanische Kampfhörspiele und Erdmöbel. Beim Texten halte ich mich an meine unmittelbare Realität.

Porzellan ist der Titel eures dritten Albums – ein Symbol für eure Schönheit aber auch Zerbrechlichkeit? Welche Kernaussage trägt dieser Titel für euch mit sich?

Der Titel beschreibt den Klang des Albums. Porellan ist elegant und glatt außen und rau und kratzig innen. Hart und kalt, wie aus Stein, aber auch zerbrechlich. Man hört die Klangreflexion der nackten Betonwände, die Zerbrechlichkeit der Stimme und die kratzige, aggressive Verzerrung der Gitarren.

Die Scheibe ist in Hamburg und Bochum entstanden – wie lassen sich diese doch sehr unterschiedlichen Städte künstlerisch vereinbaren? Wie kam es zu dieser Städtekomposition?

Bei ‚Nach dem Goldrausch‘ benutzen wir keine Raummikros, es sollte unsere trockenste, cleanste, aseptische Platte werden. ‚Porzellan‘ sollte das absolute Gegenteil werden: Die Leere des Raumes sollte durch den Sound hörbar gemacht werden. Um die langen Hallzeiten auf den Drums und Gesängen meiner Demos zu erreichen ohne synthetische Hallgeräte zu benutzen und einen einzigartigen Hallsound zu erlangen, brauchten wir einen Raum der nicht wie ein ‚handelsüblicher‘ Studioraum klang. Wir fanden ihn in einem ehemaligen Bunker in Hamburg, der mitlerweile Studios, Clubs und Läden beinhaltet. Den Rest des Albums nahmen wir im bochumer Studio unseres Produzenten Olaf O.P.A.L. auf. Wenn man ein Album aufnimmt ist es nicht wichtig, was außerhalb des Studios passiert. Viel Ablenkung kann eher hinderlich sein.

Wenn ihr in einem Plattenladen arbeiten würdet, und ihr müsstet eure Platte anbringen – wie würde das in etwa aussehen?

Ich würde sie ins ‚F‘ Fach in der Pop/Rock Abteilung stellen.

Wie verbringt ihr den 10. September, den Tag der Veröffentlichung von „Porzellan“?

Jeder feierte auf seine Weise. Ich war mit Freunden bis in die Puppen tanzen im Golden Gate, einem berliner Technoclub.

Ihr habt schon mehrere Festivalauftritte hinter euch – was war euer größtes Highlight, und wo würdet ihr nächstes Jahr gerne unbedingt wieder auftreten?

Dank unserer österreichischen Fans wurde uns beim Frequency vor drei Jahren unser ultimatives Konzerterlebnis beschert. (!!!)
Die Band, die nach uns spielte war ganz außer sich, bei der Begeisterung des Publikums und fragten uns ganz baff: ‚Who the fuck are you man?!‘. Nichtmal unser Auftritt in China in der größten Stadt der Welt Chongqing, vor 10 000 begeisterten Chinesen kann das toppen. Wir würden viel geben um nochmal ähnliches beim Frequency zu erfahren.

Welchen Auftritt würdet ihr wiederum gerne wieder vergessen?

Bei einem Festival in Ostdeutschland warfen die einzigen Gäste, vier Neonazis mit Flaschen nach uns.

Wie würden sich FOTOS als DJ’s anhören? Welches Genre würdet ihr durch die Boxen ziehen lassen?

Wir legen regelmässig auf, die Auswahl ändert sich ständig und unterliegt keinen Genregrenzen.

Wie kann man eure Musik, euer Leben und euren Alltag am besten in einem (Mode-) Wort ausdrücken?

Wir kennen keine Modewörter. Kennst du eines?

Zum fast Abschluss: Wann werdet ihr wieder in Österreich vorbeischneien?

Wir werden am 23. 9. in St. Pölten und im Jänner ausgiebig spielen.

Jetzt aber wirklich: Euer Lieblingswitz?

Wir können uns keine Witze merken. Dein Lieblingswitz?

Was passiert, wenn eine österreichische Blondine nach Deutschland auswandert?
In beiden Ländern steigt der durchschnittliche IQ.