2016
01
Donnerstag Dezember

Chakuza - Noah Tour 2016

WUK Währingerstrasse 59, 1090 Wien
Einlass: 19:00 Uhr Beginn: 20:00 Uhr
  • Abendkassa 0.00
  • Vorverkauf 22.00

Gewinne 2 x 2 Karten

Alle Gewinnspiele

Letzte Chance ... vorbei! Dieses Gewinnspiel ist bereits vorüber. Die glücklichen Gewinner wurden per E-Mail benachrichtigt.
Teilnahmeschluss: 28. November 2016

Chakuza - Noah Tour 2016 am 1. December 2016 @ WUK.

Boldt Berlin & Beat the Fish präsentiert:
Chakuza – Noah

Chakuza ist erleichtert. Erleichtert darüber, dass er endlich seinen Sound gefunden hat. Erleichtert darüber, dass er endlich seine Dämonen im Griff hat, endlich mal glücklich und nicht mehr ständig wütend ist. Genau darum geht es auf Chakuzas sechstem Soloalbum ‚Noah‘. Trotzdem muss Chak nicht gleich vom Cover lächeln. Aber der Reihe nach. Um an den Punkt der Erleichterung zu kommen, war zunächst ein Abschied notwendig: Chakuzas einstiger Lebensmittelpunkt Berlin gab ihm nichts mehr. Wirklich glücklich war er hier sowieso nie– zu viel privater Kummer, zu viel Alkohol. Also ging er zum ‚Exit‘, so hieß auch sein letztes Album, erschienen 2014. 

Die Tür, die sich am Ende dieses Albums symbolträchtig schloss, beendete für Peter Pangerl, so Chakuzas bürgerlicher Name, einen Lebensabschnitt. Auf das Schließen der Tür folgte die Natur, auf Platte und auch in der Welt: Kurz nach der Veröffentlichung von »Exit« zog Chak nach Bayern, aufs Land. Die Entscheidung erwies sich als goldrichtig: ‚Mein ganzes Leben hat sich seitdem umgedreht‘, sagt er selbst.

Davor war Peter Pangerl lange auf der Suche. Erst machte er eine Ausbildung zum Koch und Musik nur nebenbei. Bis dann Bushido kam, Chakuza und seinen damaligen musikalischen Counterpart DJ Stickle für sein Label ersguterjunge einspannte und die beiden nach Berlin lotste. Die folgenden Jahre waren erfolgreiche, aber für Chak trotzdem nicht wirklich zufriedenstellend. Als er letztendlich mit seinem damaligen Umfeld brach, weil dieses zu seinem eigenen State of Mind längst nicht mehr passte, erfand er sich und seine Musik radikal neu: Sein viertes Album ‚Magnolia‘ offenbarte schonungslos Gedanken über Selbstzerstörung und Alkoholismus. Es reichte aber trotzdem nicht aus, um Peter Pangerls Dämonen zu besiegen. 

Nach der Veröffentlichung von »Magnolia« fiel er deshalb in ein kreatives Loch, aus dem Chakuza erst herausfand, als ihm Max Wählen, damals sein Tourmanager, das niederländische Dorf Vijlen zeigte, in dem innerhalb weniger Wochen ‚Exit‘ entstand. Was bei »Magnolia« noch ein harter Kampf war, ging Chakuza plötzlich ganz leicht von der Hand. Die ländliche Kreativkommune, in der er mit einer Handvoll Postrock-geschulter Musiker, die seitdem auch in seiner Liveband spielen, seine bisher kohärenteste und atmosphärischste Platte schrieb, war wie eine innere Reinigung – trotz der Düsternis, die sich durch das gesamte Album zog. ‚Ich bin einfach ein Mensch, der so etwas braucht. Ich mag selbst ja auch nur Musik, die melancholisch ist‘, erzählt Chakuza freimütig. So wundert es kaum, dass auch ‚Noah‘ ein Album ist, dass von Schwermut umwabert wird. Erneut stand Vijlen im Zentrum der Albumproduktion, auch wenn Chak diesmal keine mehrwöchige Totalabschottung brauchte, um seine Texte zu schreiben: ‚Ich habe ja jetzt mein eigenes Vijlen, meinen Hof.‘ Direkt nach Abschluss seiner Tour im Winter 2014 fing er an, dort neue Songs zu schreiben. So entstanden die Texte für Stücke wie ‚Gold‘, auf dem Chakuza das Auf und Ab einer Beziehung beschreibt: ‚Was ich im Lauf der Zeit sehr liebgewonnen hab, bist du/ Ich finde einzig und allein deinen Lieblingssong nicht gut« Im Song schreibt Chakuza zwar auch von Streitereien und kaputt gefahrenen Autos, dennoch bleibt die Katastrophe aus. Die Geschichte endet vorerst glücklich. 

Hört man Chakuza auf diesem Album zu, dann hört man ihn selten motzen. Woran das liegt? ‚Dadurch, dass ich nicht mehr im Strom der Großstadt schwimmen muss, habe ich gelernt, die Dinge endlich so sein zu lassen, wie sie sind. Und wenn ich mich doch mal auskotzen muss, dann habe ich dafür mein Mikrofon zuhause.‘ An seinem grüblerischen Charakter hat sich derweil nichts geändert. Fröhliche Sommermusik wird Chakuza vermutlich nie machen – dazu schwelt in ihm zu sehr die Vermutung, dass das aktuelle Glück wahrscheinlich trotz aller Bemühungen ein vergängliches bleiben wird.

Das Bewusstsein darüber bewegt auch die Musik auf ‚Noah‘. Die Melodien, die seine Lyrics untermalen, schuf das Team um Chakuza erneut in mühsamer Kleinarbeit. Detailverliebt vermengte man flirrende Gitarrenakkorde mit Orgel- sowie Piano-Sounds und vorsichtig den Ton angebenden Drums zu einem großen Ganzen mit filmischem Stimmungsaufbau, das schließlich in einem Studio in Belgien final aufgenommen wurde. Der Albumtitel ‚Noah‘ fand sich ganz zum Schluss des einjährigen Arbeitsprozesses, als längst klar war, dass dieses neue Album eher keine Neuerfindung sein, sondern anstatt dessen den dunkelroten Faden von »Exit« wieder aufnehmen würde, um diesen durch die Verknüpfung mit freundlicheren Farben bunter zu gestalten. Als religiöses Bekenntnis will Chak die Bezugnahme auf den biblischen Archen-Bauer im Titel allerdings nicht verstanden wissen: ‚Nein, religiös bin ich überhaupt nicht. Für mich sagt ‚Noah‘ mehr darüber aus, dass ich mit aktueller Musik im Großen und Ganzen nicht viel anfangen kann und dieses Album quasi meine Arche ist, mit der ich all das ‚rette‘, was mir an Musik etwas bedeutet.‘

Auf Chakuzas Arche namens ‚Noah‘ finden in diesem Sinne Songs über Liebe, Alltag und (zerbrochene) Träume zusammen. Sie stehen Seite an Seite mit zwei Stücken, auf denen der Linzer seine Abkehr von der Großstadt zu thematisieren scheint. ‚Die darauf erwähnten Städte – Berlin, Wien und Prag – sind meine Lieblingsstädte. Mit jeder von ihnen verbinde ich etwas.‘ Als totalen Boykott des Stadtlebens, das bis heute viele seiner Songtexte mitprägt, will Chak ‚Noah‘ nicht verstanden wissen, wie er betont: ‚Leben möchte ich in der Großstadt zwar nicht mehr, aber wochenweise mag ich diese Orte dennoch sehr.‘ Eine Abkehr von weltlichen Existenzängsten im Sinne eines vollbärtigen Folk-Musikers stellt dieses Album ebenso nicht dar. Vielmehr ist ‚Noah‘ erneut eine kleinteilige Nabelschau, mit der Chakuza sein Inneres erforscht und dieses dem Hörer klar und nachvollziehbar auf dem Präsentierteller auftischt. ‚Noah‘ ruht in sich selbst und ist ein fantastischer Schlussstrich unter den langjährigen Selbstfindungsprozesses einen Künstlers, der lange genug mit sich selbst und der Welt im nervenzehrenden Streitgespräch lag. Chakuza kann wirklich erleichtert sein.