2013
11
Montag März

Brandt Brauer Frick feat Om'Mas Keith

Chaya Fuera Kandlgasse 21, 1070 Wien
Einlass: 19:00 Uhr Beginn: 20:00 Uhr
  • Abendkassa 21.00
  • Vorverkauf 18.00

Gewinne 1 x 2 Karten

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Teilnahmeschluss: 08. März 2013

  • The Brandt Brauer Frick Ensemble

Für Brandt Brauer Frick stellen die Schlagzeuge, Streichinstrumente und Klaviere, die seit jeher das Fundament der abendländischen Musik bilden, das Bindeglied zwischen ihrer von der Klassik geprägten Vergangenheit und ihrer vom Techno geprägten Gegenwart dar. Doch während sie der Klangfülle orchestraler Instrumentierung verpflichtet sind, sind die mitreißenden Tracks des deutschen Trios zugleich rhythmuszentriert und haben etwas von der mechanischen Präzision eines Clubtracks mit Four-to-the-Floor-Beat. Ihre einzigartige Vision von akustischer Tanzmusik verwirklicht sich bei ihren überwältigenden Live-Auftritten und auf ihrem Debütalbum You Make Me Real.

„Jahrelang haben wir bei den meisten Versuchen, Techno und klassische Musik zu kombinieren, die Authentizität vermisst“, sagt Paul Frick. „Anstatt nur die typischen Elemente einzusetzen, etwa epische Orchester- oder Klavierklänge, reizt es uns, die schmutzigen und perkussiven Seiten jener Instrumente zu erforschen und Techniken von Komponisten wie John Cage oder Helmut Lachenmann zu adaptieren: Wir präparieren unser Klavier mit Schrauben und Radiergummis und klopfen ein Instrument von allen Seiten ab, bis wir auf den einen wunderbaren Klang stoßen.“

Gewissermaßen haben sich die drei ihr Leben lang auf solch ein ehrgeiziges Projekt vorbereitet. Daniel Brandt und Jan Brauer musizierten im Rahmen von Jazz-Schulensembles zum ersten Mal zusammen und ließen später diese musikalische Beziehung neu aufleben, indem sie ein Dance-Duo mit Jazz-Einflüssen namens Scott gründeten. Paul Frick bekam von klein auf eine klassische Musikausbildung, studierte an der Universität der Künste Berlin Kompositions bei Friedrich Goldmann und komponierte House-Nummern, die orchestrale Instrumentierung sampleten. Die drei, die sich musikalisch gegenseitig bewunderten, lernten sich 2008 kennen und betrachteten bald ihre gemeinsame Leidenschaft für klassische Formen als Anstoß zu einer Zusammenarbeit. Es folgten einige EPs für Tartelet Records und für ihre selbst gegründeten Labels Doppelschall und The Gym. Das bei !K7 erscheinende You Make Me Real stellt den Höhepunkt der musikalischen Kohäsion und theoretischen Konzeption des Trios dar.

Da der Techno seit jeher das Hoheitsgebiet der Synthesizer und Drumcomputer ist, geben Brandt Brauer Frick ihre klassisch beeinflussten Produktionen mit automatischer Präzision zum Besten. Das schick gekleidete Trio hält sich nicht bei Kraftwerks Mensch-Maschine-Obsession auf, sondern strebt die technische Exaktheit an, mit der Steve Reichs rhythmusbasierte Kompositionen gespielt werden müssen. Eigentlich finden die polymetrischen Wechsel der Gruppe auch in den zahllosen Clubhits der Detroit-Techno-Pioniere Robert Hood und Jeff Mills ihre Entsprechung. Indem sie menschliche Unzulänglichkeit zugunsten nahtloser, treibender Musik abstreifen, enthüllen die drei paradoxerweise mehr von ihren eigenen gründlichen Persönlichkeiten.

Wie im Falle ihrer musikalischen Vorfahren im Bereich der Klassik und Tanzmusik gewinnt die Musik von Brandt Brauer Frick neue Dimensionen, wenn sie live erlebt wird. Während viele von ihren Kollegen sich live darauf beschränken, gebannt auf einen Laptop zu starren, treiben die drei den Fluss ihrer Musik genauso kräftig an, wie die pumpenden Beats es tun: Frick und Brauer bauen komplexe Songstrukturen auf und spielen sanfte Klavierakkorde, während Brandt von seinem Schlagzeug aus kräftig Beats austeilt. Um ihren anfänglichen Bestrebungen noch ein Stück näher zu kommen, hat die Gruppe vor Kurzem ihre Live-Aufstellung erweitert, indem sie hochbegabte Instrumentalisten für ein zehnköpfiges Ensemble anheuerte und sie auf die Anforderungen ihrer Tracks vorbereitete. Das BBF-Ensemble macht sich nichts aus der Frage, welche Musik wo hingehört, und kann sowohl in den heiligen Hallen eines Museums für moderne Kunst als auch in den verschwitzten Räumlichkeiten eines Clubs wie Berghain mit seinem Sound beeindrucken.       

Dazu trägt nicht zuletzt die Tatsache bei, dass das Material von Brandt Brauer Frick, wie es auf You Make Me Real erscheint, genauso beeindruckend ist. Eine Vielfalt von Stilen wird in den neun Tracks des Albums abgedeckt, von der von „Paparazzi“ evozierten unheilvollen Verfolgungsjagd bis hin zum hibbeligen Stakkato von „Caffeine“. Auf „Heart of Stone“ versetzt Milian Vogel der wilden, synkopischen Percussion leichte Stöße mit seiner Bassklarinette, während „R.W. John“ John Cages Klavierpräparierungen aus den Sonatas and Interludes auf straffe Techno-Riffs anwendet. Der Titeltrack mit seinen ungewöhnlichen Rhythmen und eindringlichen tonalen Zwischenspielen hört sich wie ein historischer Dubstep-Vorläufer an, und „Teufelsleiter“ schließt das Album mit einer aufrüttelnden Fanfare aus Paukenschlägen, finsteren Tubastößen und Pizzicato-Streichern ab und erweckt das barocke Harmoniemodell, von dem es seinen Titel hat, zu neuem Leben.      

Das Highlight des Albums ist jedoch zweifellos das mitreißende „Bop“, dessen leichtfüßige Steigerung eine Spannung aufbaut, die von herrlichen Sus-Akkorden aufgelöst wird. Zu dem Song haben Daniel Brandt und Julian Schleef ein sehenswertes Video gedreht, in dem sie das Trio mehrmals klonen und es neben Balletttänzerinnen auftreten lassen und damit seinen künstlerischen Anspruch deutlich machen. Das Video hat im Internet kursiert und ist sogar auf Kanye Wests persönlichem Blog gelandet. Brand Brauer Fricks einzigartige Interpretation der klassischen Palette ist erfrischend und vermag es, die gewöhnlichen Geschmacksbarrieren der Zuhörer zu überwinden. Inmitten einer immer mehr vom Beat dominierten Kultur sprechen sie eine fließende musikalische Sprache, die von einer tiefgehenden Kenntnis musikalischer Grundlagen zeugt, und ihre Technik lässt das künstlerische Ego zugunsten eines perfekten Sounds im Hintergrund verschwinden. Es mutet beinahe so an, als würde die Musik selbst mit etwas verwunderter Stimme durch den Titel des Albums sprechen: You Make Me Real.